Rettung und Heil liegt im Lieben

1. In der Stadt Davids, in Betlehem, wurde Jesus geboren - in einer alles andere als einfachen Zeit. "Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren", wurde vom Engel den Hirten auf freiem Feld verkündet. - Eins zu eins kann diese Botschaft im Dunkel der Nacht von heute, im Dunkel der Welt des Jahres 2020, die unter vielem stöhnt, in Erinnerung gerufen werden. Ja, wir Christen feiern, dass uns der Retter geboren ist!
2. Wie oft war doch in den letzten Wochen davon die Rede, dass die von den Regierenden gesetzten Maßnahmen angesichts der Pandemie helfen sollen, "Weihnachten zu retten". Dem muss widersprochen werden, da Weihnachten und damit die Geburt Jesu uns rettet. Freilich: Wer von uns Menschen des 21. Jahrhunderts gesteht sich gern ein, dass er Hilfe notwendig hat, wo wir doch - beinahe - alles vermögen? Betrachten wir uns am heutigen Abend kurz am passenden Platz im Universum: Bei all unserer Größe und all den Errungenschaften, die uns die Wissenschaft bereitet, können wir uns dennoch das Leben nicht zu 100% richten. Viele Planungen und Vorhaben musste in den vergangenen Monaten nicht zuletzt ob eines winzigen, unscheinbaren und nicht sichtbaren "Dinges" ad acta gelegt werden.
Vieles in unserer Welt müsste hier benannt werden, das nach Heil und Rettung schreit. Ja - nehmen wir die Botschaft dieser Nacht an, die uns inmitten der Herausforderungen einer Pandemie hier im Dom, zu Hause vor den Bildschirmen, in unseren Familien, am Arbeitsplatz und wo auch immer verkündet wird: Der Retter ist uns geboren!
3. Wie er rettet, schildern die Evangelien. Sein Leben war geprägt von Liebe. Als Sohn Gottes, dessen Wesen "Liebe" ist (vgl. 1Joh 4,16b), lebte er vor, wie Rettung geht: Er verschenkte sich. Der große Gott wurde ein kleines Kind, gesellte sich - gleichsam heruntergekommen - zu seinem Geschöpf Mensch in einer Art und Weise, die sich ganz anders darbietet als das, was wir üblicherweise mit "Größe" verbinden. Kein Kuschelbett, sondern eine Krippe war es, die den Retter der Welt aufgenommen hat! Rettung geschieht nicht in der Selbstbehauptung, sondern im Geschenk: Sein ganzes Leben war davon durchdrungen, den Willen des Vaters zu erfüllen und vor allem den Menschen Heil zuzusprechen. Diesen Lebensstil brauchen wir in unserer Welt dringend wie Brot!
4. Und gerade deswegen fügte es sich auch, dass er in Betlehem, dem "Haus des Brotes" wie die Ortsbezeichnung übersetzt werden kann, geboren wurde. Das Brot für das Leben der Welt, das uns in der Feier der Weihnacht bereitet wird, ist das der sich verschenkenden Liebe. Wie sehr wir doch als jene, die wir uns in Seiner Nachfolge wissen, einen solchen Lebensstil einzubringen haben in unsere Zeit, in der das eigene Ich meist stärker ist als die liebende Hinwendung zum Du - im kleinen unmittelbaren Kreis des Lebens genauso wie im großen Kontext unseres gemeinsamen Hauses - unserer Welt. Das Brot der Liebe haben wir in allen unseren Lebensbereichen nötig - gerade jetzt! Diese Botschaft der Heiligen Nacht lade ich ein mit nach Hause zu nehmen und nicht müde zu werden, sie zu verkünden - mit Taten und mit Worten.
Die vorgesehenen Lesungen der Messe in der Heiligen Nacht:
1. Lesung: Jes 9,1–6;
2. Lesung: Tit 2,11–14;
Evangelium: Lk 2,1–14