Dom und Kathedralkirche zum hl. Ägydius
Der Ägydiusdom ist heute
- Kathedralkirche der Diözese Graz-Seckau
- Kapitelkirche des Domkapitels von Graz-Seckau
- Pfarrkirche der Pfarre Graz-Dom zum hl. Ägydius.
Erbaut als Pfarr- und Residenzkirche des deutschen Königs und römischen Kaisers Friedrich III. ist der Dom seit 1786 die Kathedrale der Diözese Graz-Seckau. Friedrich III. veranlasste 1438 einen völligen Neubau der 1174 erstmals urkundlich genannten und dem heiligen Ägydius geweihten Pfarrkirche. Als Baumeister der um 1464 vollendeten und ehemals mit der kaiserlichen Burg verbundenen Kirche wird der Schwabe Hans Niesenberger vermutet. 1577 übergab Erzherzog Karl II. von Innerösterreich die Ägydiuskirche dem Jesuitenorden, unter dem sie Kollegiumskirche und - nach Gründung der Universität (1585) - Universitätskirche wurde.
Barocke Anbauten haben das mittelalterliche Erscheinungsbild der Domkirche verändert. Der Innenbau hat jedoch im wesentlichen seinen spätgotischen Raumeindruck bewahrt. Die Devise Kaiser Friedrichs III., die Buchstabenfolge „AEIOU", ist mehrmals am und im Dom angebracht.
Von der ehemaligen mittelalterlichen Ausstattung sind hervorzuheben:
- das bauplastisch reich geschmückte, 1456 datierte Westportal mit Nischenfiguren von 1884: hl. Leopold, Gottesmutter Maria, hl. Josef, Johannes der Täufer
- das fragmentierte „Landplagenbild" an der Südwand - ein vermutlich von Thomas von Villach um 1485 gemaltes Votivbild der Grazer Bürger zur Beendigung der „Gottesplagen" von 1480 (Türken- und Heuschreckeneinfall und das Auftreten der Pest)
- im Inneren zwei monumentale Freskodarstellungen des hl. Christophorus (um 1460/70), von denen der südliche mit dem Herzogshut Kaiser Friedrichs III. portraitähnlich ist.
Durch den Jesuitenorden und durch die Munifizenz des Landesfürsten und des Adels erhielt die Kirche im 17. und 18. Jahrhundert eine prunkvolle Barockausstattung. Im 17. Jahrhundert erfolgten die Anbauten
- der Pest- oder Rochus-Kapelle (1617)
- der Mater-Dolorosa-Kapelle (1617)
- der Franz-Xaver-Kapelle (1659)
- und der Kreuzkapelle (1666/67).
Der nach Entwurf Georg Kraxners 1730/33 errichtete Hochaltar aus buntem Marmor ist ein Hauptwerk der spätbarocken Altarbaukunst in der Steiermark. Sein Figurenensemble bezieht sich sowohl auf den Jesuitenorden (die Statuengruppen der hI. Ignatius/Franz Xaver und Franz de Borgia/Stanislaus Kostka von Francesco Robba) als auch auf die katholischen Glaubensgrundlagen (die vier Evangelisten und drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe von Johann Jakob Schoy). Eine programmatische Ergänzung liefern die Figuren der hl. Katharina und Barbara als Patronin der Wissenschaft bzw. als Fürbitterin für eine selige Sterbetunde und das Altarblatt mit dem Kirchenpatron (von Franz Ignaz Flurer, 1733).