Bunter Marmor prägt den Hochaltar, der nach Entwurf Georg Krämers 1730/33 errichtet wurde. Er ist ein Hauptwerk der spätbarocken Altarbaukunst in der Steiermark.
Gleich einem heiligen Spiel öffnet sich der rot-blaue Vorhang für Einblicke in den Glauben der Christen. In drei allegorischen Figuren wird uns eine Grundlage des Glaubens näher gebracht: Glaube, Hoffnung und Liebe. Erkennbar sind die Allegorien durch ihre Symbole. Für den Glauben (in der Mitte) steht das goldene Kreuz. Die Farbgebung macht deutlich, dass es sich nicht um das Leidenskreuz von Golgotha handelt, sondern bereits nachösterlichen Glanz der Heilung und Vollendung angenommen hat. Zugleich ist das goldene Kreuz eine (bewusste) Erinnerung an den Renaissancealtar, der die Szene von Golgotha als Krönung des Altares darstellte.
Die Hoffnung (rechts, von unten aus betrachtet) ist gekennzeichnet durch einen Anker. Die Liebe (links) trägt ein kleines Kind.
Im Segment darunter wird die Gottesmutter und Jungfrau Maria durch die heiligste Dreifaltigkeit gekrönt. Ein Meisterwerk des Bildhauers Jakob Schoy. Wiederum sticht die goldene Farbe der Krone und das goldene Kreuz, das Jesus hält, hervor. Das Geschehen spielt nicht auf der Erde, es ist der himmlischen Sphäre zugeordnet. Rochus Kohlbach (Dompfarrer) gerät ins Schwärmen, wenn er schreibt: "„Bärte, Fittiche, Wolken, Blumengirlanden, genau aufeinander abgestimmt, wirken leise bewegt, als wehe ein sanftes Höhenlüftchen über die ästhetische Gesellschaft hin. Unvergleichlich die Würde Gottvaters, der an einen christlichen Zeus gemahnt. Ergreifend die in magdlicher Scham und Schöne knieende Himmelsjungfrau der die unvergängliche Krone auf das vorgeneigte Haupt gedrückt wird.“
Auf dem darunter liegenden Marmorband werden die vier Evangelisten dargestellt. Sie wurden wie die göttlichen Tugenden von Johann Jakob Schoy geschaffen. Den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes werden nach der Vision des Ezechiel (Ez 1,4-10: 10,14;) und der Thronvision in der Offenbarung des Johannes (Offb 4,6-8) figürliche Darstellungen zugeordnet. Von links nach rechts: Markus – Löwe, Johannes – Adler, Matthäus – Mensch, Lukas – Stier.
Unter dem Marmorband ist das große Altarbild von Ignaz Flurer (1733) mit dem heiligen Ägydius, dem Einsiedler und einem der 14 Nothelfer zu sehen. Der heilige Ägydius ist nicht nur der Kirchenpatron, sondern auch der Stadtpatron von Graz. Er war in früheren Zeiten auch der Patron der Steiermark. An der linken Seite des Altarbildes befindet sich programmatisch die Figur der heiligen Katharina von Alexandrien (Patronin der Wissenschaft) mit dem Attribut des zerbrochenen Rades und dem Schwert. An der rechten Seite des Altarbildes steht die heilige Barbara mit dem Kelch. Sie gilt als Fürbitterin für eine selige Sterbestunde.
Das Figurenensemble bezieht sich auch auf den Jesuitenorden. Die Statuengruppen der HI. Ignatius/Franz Xaver (links) und Franz de Borgia/Stanislaus Kostka (rechts) stammen von Francesco Robba.
Christian Brunnthaler