Kein Eintrittsgeld für steirische Kirchen
Die Motivation, für Kirchen, die von sehr vielen Touristen besucht werden, Eintrittsgeld zu verlangen, ist verständlich. Die hohen Kosten für Renovierungen, für die Erhaltung und ständig nötige Pflege können nicht den Pfarrangehörigen allein aufgelastet werden. Trotzdem möchte ich aber für den Grazer Dom eine solche Finanzierungsvariante ausschließen, so der Grazer Dompropst Heinrich Schnuderl. Denn auch dafür gibt es gute Gründe.
Orte der Stille
Kirchen sind Zeichen des Glaubens, die – wenn sie für den Gottesdienst und das persönliche Gebet offen stehen – von der Lebendigkeit der Kirche, die von Menschen gebildet wird, zeugen. Sie vermitteln etwas vom Selbstverständnis der Gemeinden, die sich in ihnen versammeln. In der „Schubertmesse“ singen wir zwar: „Allerorten ist dein Tempel, wo ein Herz sich fromm dir weiht“, es gibt dafür aber auch besondere Orte, Zeiten und Zeichen. Als Orte der Stille laden Kirchen zur Begegnung mit Gott ein und sind inmitten der Städte und Märkte Gegenpole zur Hektik des Alltags. Die Offenheit der Kirchen ist ein Symbol für die Botschaft einer einladenden Kirche.
Die Gotteshäuser zählen in den meisten Fällen zu den Sehenswürdigkeiten unseres Landes, die von Touristen gerne aufgesucht werden. Unsere Gäste können durch den Besuch unserer Kirchen etwas vom Besonderen unserer Orte und Städte kennenlernen. Unsere Kirchen bergen Kunstschätze, sind aber keine Museen. Sie sind Zeugen der Geschichte. Oft sind Kirchen aus Repräsentationsgründen errichtet und ausgestattet worden – der Grazer Dom war z.B. Hofkirche des Kaisers Friedrich III. - seine Besichtigung gehört zu den Höhepunkten einer Führung zur „Grazer Stadtkrone“.
Öffentliches Interesse
Darum werden Kirchen auch im öffentlichen Interesse erhalten und gepflegt. Das erfahren wir derzeit bei der Renovierung des Grazer Doms. Die Diözese, der Bund, das Land, die Stadt, Unternehmen der Wirtschaft und viele private SpenderInnen ermöglichen die Renovierung, wofür wir sehr dankbar sind. Da die Kirchen keine Wirtschaftsunternehmen sind, können für Baumaßnahmen und Restaurierungen in und an Kirchen aber leider keine Vorsteuern zurückgeholt werden.
Man nimmt es als selbstverständlich, dass die Wege, Böden und Bänke gereinigt sind, im Winter der Schnee geräumt, der Raum angemessen beleuchtet ist. Natürlich wäre es wünschenswert, dass auch Touristen einen Beitrag zur Erhaltung, Reinigung und Pflege unserer Kirchen leisteten. Dafür gibt es vor Ort freundlichere Wege als Eintrittsgelder, meint Dompropst Schnuderl. Alle BesucherInnen, die sich an den Kirchen erfreuen, können vor Ort beim Anzünden einer Kerze für liebe Menschen oder beim Opferstock eine Spende geben, die dem Erhalt unserer Kirchen zugute kommt.