Josef, der Glaubensbote
Mit dem Datum „19. März“ verbinden wir – besonders in der Steiermark – den Festtag des hl. Josef, der seit dem 17. Jahrhundert auch als Landespatron geehrt wird. Ein Sonntag soll allerdings nach der geltenden liturgischen Ordnung nicht durch ein Heiligenfest verdrängt werden. Liturgisch wird darum heuer der „Josefi-Tag“ auf den Montag verschoben.
- Nun ist der hl. Josef aber steirischer Landespatron. Die Patrozinien unserer Kirchen und unsere Diözesanpatrone feiern wir als Hochfeste auch an Sonntagen. Deshalb haben wir uns entschlossen, am heutigen 19. März wenigstens diese hl. Messe zu Ehren unseres Landespatrons zu feiern.
Der Gedenktag ist in der Steiermark seit dem 12. Jahrhundert[1] in den Missalien von Seckau und Vorau nachgewiesen. Als Landespatron hat der hl. Josef aber erst infolge von kaiserlichen Entschließungen seit den kriegerischen Bedrohungen des 17. Jahrhunderts den Hl. Ägydius, der Patron des Herzogtums war und nach wie vor Patron unserer Domkirche und der Stadt Graz ist, abgelöst.
Seinen Gedenktag als steirischen Landesfeiertag zu begehen, war und ist also eine Entscheidung der Politik. Dass vonseiten des Landes heuer das Interesse angemeldet wird, den Tag des Landespatrons wieder etwas mehr zu beachten und also den Josefstag angemessen zu feiern, wie in der Nachbarschaft die heiligen Rupert, Martin und Leopold – Heilige, die von der Kirche verehrt werden –, ist durchaus erfreulich.
- Gegen so manche Vorbehalte – etwa vonseiten der evangelischen Kirche, die „Patrone“ ablehnt – ist anzumerken, dass der hl. Josef durchaus eine biblische Gestalt und ein Thema der Glaubensverkündigung ist.
Seine Rolle in der Heilsgeschichte und das Wenige, das wir von seinem Leben gesichert wissen, wären gute Gründe, die Botschaft seines Lebens zu beachten und seinen Gedenktag nicht verkümmern zu lassen. Erinnern wir uns an die Szenen in den sogenannten „Kindheitsgeschichten“ Jesu!
Es ist zwar kein einziges von ihm gesprochenes Wort überliefert. Er wurde zum Glaubensboten vor allem durch sein Leben und Handeln.
- Durch Josef wird die Gestalt des Erlösers Jesus Christus mit der Geschichte des Gottesvolkes Israel verbunden (s. Stammbaum Jesu Mt 1,1-17).
- Durch die rechtlich vom Vater vorzunehmende Namensgebung für das Kind Mariens wurde Josef zum ersten Boten des Evangeliums: der Name Jesus bedeutet „Jahwe rettet“ (Mt 1,21).
- Von Josef wird bezeugt, dass er „gerecht“ war – das war der Inbegriff eines in der gläubigen Tradition seines Volkes lebenden Juden. Er war „gerecht“ nicht im Sinne einer seelenlosen Gesetzlichkeit, sondern nach dem Maß Gottes: barmherzig (Mt 1,19).
- Er wird uns als Glaubender vorgestellt, der aber auch um seinen Glauben ringen musste: Über die Eltern Jesu schreibt der Evangelist, dass sie über die Botschaften, die man über das Kind Jesu erzählt, erstaunt waren und das Wort, das Jesus ihnen sagt, zunächst nicht verstanden haben (Lk 2,33.48-50).
- Die im Evangelium gezeichnete Gestalt unseres Landespatrons könnte uns jedenfalls einiges zu bedenken geben, zum Beispiel:
- Unsere Lebensgestaltung, auch unser religiöses Leben hat viel mit dem Vorbild unserer Eltern zu tun. Der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich hat schon vor Jahrzehnten über die „vaterlose Gesellschaft“ und ihre Auswirkungen für unsere Gesellschaft geschrieben. Und wir wissen, dass auch unser Gottesverständnis davon geprägt ist, wie wir unseren Vater erlebt haben: die Väter seien sich dessen bewusst!
- Josef war gerecht: Trachten wir danach, dass Recht und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft im göttlich-menschlichen Maß der Barmherzigkeit praktiziert werden!
- Die Wertschätzung auch der manuellen Arbeit: Josef war ein Bauarbeiter („tekton“ ist nicht „Zimmermann“, wie Martin Luther übersetzt hat, Mt 13,55), auch Jesus hat dieses Handwerk ausgeübt (Mk 6,3).
Auch viele Katholiken haben gewisse Vorbehalte gegenüber dem Begriff „Patron“: Aber es geht dabei nicht um einen himmlischen Instanzenzug oder eine „Ressortzuständigkeit“. Jeder von uns darf sich als „GOTT-unmittelbar“ verstehen! - Wir sollten unsere besondere Beziehung zu denen, die in Gott vollendet sind, vor allem so verstehen, dass sie, die Heiligen, im Himmel ja nicht aufhören, Liebende zu sein. Und das auch in ihrer Beziehung zu uns und vor Gott. Dafür ist der Begriff gefunden worden, dass sie uns nicht nur Vorbilder, sondern vor Gott auch unsere Fürsprecher sind. Unsere Verehrung für den hl. Josef ist als unsere Antwort verehrende Liebe, die in den Himmel reicht.
[1] Missale Nr. 479 des Stiftes Seckau, sowie ein Missale aus Vorau aus dem 12. Jahrhundert;