Im heiligsten Altarsakrament gegenwärtig
Die meisten kirchlichen Feste begehen wir gemeinsam mit den verschiedenen anderen christlichen Konfessionen. Der heutige Feiertag „Fronleichnam“ hingegen ist ein katholisches Spezifikum. Weder die orthodoxen Christen, noch die Kirchen der Reformation kennen dieses Fest. Ja, man hat Fronleichnam sogar als antiprotestantisches Zeichen verstanden, obwohl das Fest schon zweihundertfünfzig Jahre vor der Reformation eingeführt worden ist (1264) als Antwort auf die Frage, wie Jesus im heiligsten Altarsakrament gegenwärtig ist. Die liturgischen Texte dieses Feiertages, auch den Hymnus „Pange lingua“ - „Preise Zunge das Geheimnis“ und die Sequenz „Lauda Sion Salvatorem“ – „Deinem Heiland, deinem Lehrer“ verdanken wir dem hl. Thomas von Aquin, der sie um 1260 formuliert und gedichtet hat.
- Tatsächlich hat Martin Luther dieses Fest abgelehnt, weil er in der Bibel keine Stelle gefunden hat, die nach seiner Meinung dieses Fest begründen würde.
Das Konzil von Trient hat demgegenüber das Fest bestätigt. Die Gegnerschaft hat sich – Gott sei Dank – durch gute ökumenische Nachbarschaft und durch kreative neue Überlegungen überholt.
Das Fronleichnamsfest erinnert uns ja daran, dass zur eucharistischen Frömmigkeit wesentlich gehört, dass uns im Glauben bewusst wird, was und wen wir in der Kommunion empfangen; woran uns Anteil gegeben wird, wenn wir an den Tisch des Herrn treten; und was geschieht, wenn in der Eucharistiefeier des Todes und der Auferstehung Christi gedacht und verkündigt wird. Paulus hat ausdrücklich vor einem „unwürdigen“ Empfang des Leibes Christ gewarnt (1 Kor 11,27).
- Kranken und Sterbenden ist seit den ältesten Zeiten des Christentums auch die Kommunion aus der Feier des Gottesdienstes der Christengemeinde gebracht worden.
Das hat dazu geführt, dass über die heilige Messe hinaus Hostien, der Leib Christi, aufbewahrt worden sind und man für das „Allerheiligste“ kostbare, meist künstlerisch besonders gestaltete Aufbewahrungsgefäße, Tabernakel, ja sogar „Bauten“ – „Sakramentshäuschen“ und eigene „Sakramentskapellen“ errichtet hat.
- Demonstrationen und öffentliche Kundmachungen gibt es im politischen Bereich seit jeher und auch in der Gegenwart. Wenn Glaubenszeugnisse zu „Machtdemonstrationen“ verwandelt werden, ist aber immer Zurückhaltung geboten.
Dass Fronleichnamsprozessionen zu manchen Zeiten gerade derart inszeniert waren, muss man ehrlicherweise eingestehen. Eigentlich sollte es ein Ausdruck von Freude sein, wenn Christen ihren Glauben auch in der Öffentlichkeit bekennen. Wenn in der Prozession der Leib Christi durch die Stadt getragen wird, vollziehen wir, was unser Auftrag an jedem Tag unseres Lebens ist: das Evangelium Christi hinaus in die Welt zu tragen.
Und wenn zum Abschluss der Prozession auf dem Hauptplatz der Segen Gottes für Stadt und Land, „urbi et orbi“ erbeten worden ist, haben wir getan, wozu uns der 1. Brief an Timotheus auffordert: „Bitten und Gebete, Fürbitten und Danksagung für alle Menschen“ vor Gott zu bringen“ (1 Tim 2,1) im Namen Jesu Christi.
Amen.