Erste Orgelpfeifen ertönen wieder
Nach mehr als einem Jahr Stille wurden die ersten Töne an der reorganisierten Domorgel wieder gespielt. Orgelbauerin Lena Raffler drehte den Schlüssel für die Motoren an. Angetrieben von zwei neuen Motoren und den zwei neuen Blasbälgen wurde hörbar Luft durch die Windladen zu den Pfeifen geblasen. Dompfarrer Heinrich Schnuderl, der Bauverantwortliche Peter Grabner und Christian Brunnthaler vom Bauausschuss waren begeistert, als die tiefen Töne erklangen. Ganz neu sind die überaus langen Holzpfeifen die an die Seitenwände angebracht wurden. Mit feinstem Fichtenholz gebaut haben diese ein Gewicht von bis zu 290 Kilo. Da braucht es starke Hände, um diese an die richtige Position zu bringen. Tischler Anton und die Orgelbauerinnen Lena, Corinna und Marie mussten kräftig anpacken. Die Luftfeuchtigkeit im Dom ließ alle ordentlich schwitzen.
„Es ist fast wie Weihnachten, wenn die frisch polierten Pfeifen wieder in den Dom strahlen,“ erfreute sich Brunnthaler. „Ein wunderbarer Klang!“, lobte Schnuderl. Die Orgelbauerinnen strahlten nach dem ersten Hörgenuss ebenso um die Wette.
Nachdem die erste Reihe des Prospektes eingebaut ist, erfolgt in den kommenden Wochen der Einbau von mehr als 4000 Orgelpfeifen. Durch die Reduktion von 73 auf 62 Register und damit verbunden die Verringerung der Zahl der Orgelpfeifen wird ein neues Klanggefüge ermöglicht. Jede Pfeife braucht ausreichend Raum, um den Ton auch bestmöglich entfalten zu können. Teils wurden alte Pfeifen gereinigt und aufpoliert. Viele Pfeifen wurden auch neu gebaut, um den Platz neu auszufüllen. „Von der kleinen Metallpfeife für höchste Töne bis zu sechs Meter langen, quadratischen Holzpfeifen für den tiefsten 20-Herz-Ton – hat „das große C, das für viele kaum mehr hörbar sein wird“, wie Domorganist Christian Iwan erklärt, der seine Expertise in die Reorganisation eingebracht hat.
Die Trompeteria erhält überhaupt einen eigenen Platz, jenseits der Orgel. Über der zweiten Empore im Altarraum werden die Pfeifen, die wie Trompeten klingen, neu platziert. Im Zusammenspiel mit der Orgel auf der Empore an der Westwand darf ein besonderes Klanggefühl erwartet werden.
Mehrere Monate werden den Sommer über gebraucht, um jede einzelne der Labal- und Zungenpfeifen neu zu intonieren. Das Zusammenspiel von Klang und Technik ist der Firma Rieger Orgelbau aus Schwarzach in Vorarlberg ein besonderes Anliegen.
Die feierliche Weihe der Domorgel wird am 26. November 2023 von Bischof Wilhelm Krautwaschl vorgenommen. Dieses Fest ist zugleich der Abschluss der umfangreichen Renovierung des Grazer Ägydiusdoms. Die Gesamtkosten sind mit 6,3 Millionen Euro projektiert. Dass diese Anstrengung möglich wurde, ist vielen Spendern zu danken. Bund und Land, Stadt und Diözese, Dompfarre und Großspender sowie viele Einzelspenden heben einen Beitrag geleistet, damit das Juwel der Stadtkrone vielen Menschen als Gotteshaus große Freude bereitet.
CB