In den Kleinigkeiten des Alltags Jesus entdecken
Nachdem Dr. Ewald Pristavec am 1. September 2023 von Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl in das Domkapitel aufgenommen und als Pfarrer der Dompfarre und der Stadtpfarre in Graz installiert wurde, feierte der Neuernannte am Sonntag, 3. September mit der Domgemeinde das Ägydiusfest zum Patrozinium.
Am Beginn des Gottesdienstes wurde er durch Vertreter*innen des Pfarrgemeinderates begrüßt, die ihm symbolisch den Schlüssel für den Dom übergaben, „ein Schlüssel nicht nur für das Bauwerk, sondern vor allem zu den Herzen der Menschen“, wie Pristavec dieses Zeichen interpretierte.
In seiner Predigt zitierte der neue Dompfarrer Charles der Foucauld, der in Algerien ebenso wie einst der heilige Ägydius in Frankreich als Einsiedler lebte. „Gott reicht mir die Hand, damit ich mit ihm Hand in Hand durch das Leben gehe.“ Ein schöner Gedanke, der im alltäglichen Leben nicht einfach erfahrbar ist. Im Stillwerden kann eine Antwort gefunden werden, „wo die Spuren Gottes in meinem und in unserem Leben sichtbar sein. Wahrscheinlich nicht in den ganz, ganz großen Momenten, aber in den kleinen, kostbaren Begegnungen, in den Momenten der Stille, … der Schönheit der Natur, der Musik, in Kunstwerken …“ Mit diesem ersten Gedanken verband er einen Wunsch: „Ich wünsche Ihnen und Euch genau diese Erfahrung in den Kleinigkeiten des Alltags, ihn, Jesus zu entdecken.“
In einem zweiten Gedanken führte Pristavec in das Zentrum des Glaubens. Wenn jemand fragen würde: Worum geht es hier eigentlich, was feiert ihr denn da? Die Antwort wäre: „Es geht um ein Stückchen Brot, von dem wir die Überzeugung haben, es ist Jesus, unsere Mitte. … Man könnte es fast übersehen. Aber es ist das Zentrum, es ist das Wichtigste, weil in dieser Feier Jesus uns das schenkt, was er uns versprochen hat: Ich bin bei euch alle Tage eures Lebens. All die Schönheit und die Kraft, auch all die große Freude kommt nur dort heraus ihr Bedeutung, wenn wir das Einfache, das gerade deshalb so groß ist, nicht übersehen.“ Und dann zitierte er wieder Charles de Foucauld: „Wir müssen zur christlichen Einfachheit zurückkehren. Hüten wir uns vor der geistigen Trägheit, der Genusssucht der Sinne, vor Verweltlichung, übertriebener Liebe zu Wohlstand und Bequemlichkeit, damit unausweichlich die Liebe zum Geld zu Reichtum, Ehre und Ansehen verbunden ist.“ Daraus formuliert Pristavec seinen zweiten Wunsch: „Übersehen wir das Einfache, das Schlichte nicht. Und übersehen wir nicht, dass aus dem Einfachen die wahre Größe des Glaubens und die wahre Größe der Menschlichkeit herauswachsen kann.“
Ein dritter Gedanke von Charles de Foucauld: „Gott wird eine große Herrlichkeit danken in heiterer Freude darüber, dass er Gott ist, von hier aus allem mit Vertrauen entgegensehen, weil Gott allmächtig ist und weil nur das geschieht, was er zulässt. Und weil wir alles, was er will, auch mit ihm wollen.“ Mit diesen Gedanken dürfen wir, so Pristavec, „alle vertrauensvoll in die Zukunft gehen, weil Gott uns unendlich nahe ist.“
Am Platz vor der Katharinenkirche klang der erste Gottesdienst bei der Agape aus. Für viele war es die erste Gelegenheit, dem neuen Dompfarrer persönlich zu begegnen.
CB