Neues Liturgieheft erschienen
An die Musik
Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden,
Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,
Hast du mein Herz zu warmer Lieb‘ entzunden,
Hast mich in eine beßre Welt entrückt!
Oft hat ein Seufzer, deiner Harf‘ entflossen,
Ein süßer, heiliger Akkord von dir
Den Himmel beßrer Zeiten mir erschlossen,
Du holde Kunst, ich danke dir dafür!
Franz von Schober, 1796-1882
Diese Zeilen, die Franz Schubert, ein enger Freund des Dichters Franz von Schober, auf so wunderbare Weise in Töne gesetzt hat, möchte ich an den Beginn meines Grußwortes stellen. Unter allen Künsten wird besonders die Musik sehr oft mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht – nicht um-sonst sprechen wir von der „Musica Divina“.
Dieses Wort von der Göttlichen Musik kann man durchaus so verstehen, dass die Liturgie, wie sie etwa in unserer Domkirche gefeiert wird, durch die musikalische Gestaltung einen Glanz erhält, der die Feier zum Leuchten und Strahlen bringen kann. Musik ist keine „Behübschung“, sondern sie verweist auf das Innerste unseres Glaubens und Feierns. Bischof Egon Kapellari schreibt in einem seiner Bücher: „Wirklich Glaubende wissen, dass Kunst kein Religionsersatz sein kann. Sie wissen aber auch, dass Religion und Kunst einander im Laufe ihrer Geschichte auf tausendfache Weise beschenkt haben. Gerade Seelsorger können wesentlich dazu beitragen, dass es auch in Zukunft einen solchen fruchtbaren Austausch gibt.“
Ich wünsche allen Ausführenden und Ihnen, die Sie hörend die musikalischen Botschaften vieler Jahrhunderte aufnehmen werden, dass diese „bessre Welt“, von der das Gedicht Franz von Schobers spricht, erfahrbar werden kann.
Ewald Pristavec, Dompfarrer