Kinder Gottes sein
"Dich, Gott, ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken", werden wir heute nach der Kommunion im Schlussgebet hören und beten. Damit wird meines Erachtens eine viel zu wenig bedachte Dimension des heutigen Festes deutlich: Es geht zunächst eigentlich nicht um Menschen, die ein besonderes, ein vorbildiches Leben führten und daher ganz sicher auf ewig im Reich unseres himmlischen Vaters leben. Es geht vielmehr darum, wer und wie Gott selbst ist. Und dass dieser Gott nicht bei sich selbst geblieben ist, sondern anderen Anteil an Seinem Leben gibt.
In Jesus Christus, seinem Sohn, ist dies unüberbietbar deutlich in unsere Welt eingeschrieben worden: Gott bleibt nicht bei sich. Wenn er etwa die Welt erschaffen hat, dann "muss" diese "gut" sein, da sie ja Seine Handschrift trägt. Wie sehr es uns doch heute herausfordern müsste, dem gerecht zu werden und einen "guten" Alltag zu leben. - Immer wieder hat Gott Menschen für sich auftreten hat lassen - Propheten eben - um an den Ursprung und dieses Ziel menschlichen Lebens zu erinnern. Deren Botschaften sind bleibende Anforderung an uns Menschen, IHN nicht aus den Augen zu verlieren und sich für das Miteinander aller, die wir sein Abbild sind, einzusetzen: Kriege und Auseinandersetzungen, im Kleinen wie im Großen, mit Worten oder auch Waffen, real oder auch virtuell, entsprechen dem überhaupt nicht. - Und zuletzt ist ER, unser Gott, nicht bei sich selbst geblieben, sondern wurde Mensch. Damit hat er die Menschheit gleichsam in Seine Nähe geholt. Die Lesung aus dem ersten Johannesbrief hat diese Tatsache heute in erneut in wunderschöne Worte gekleidet. "Der Vater hat uns eine so gewaltige Liebe geschenkt, dass wir alle Kinder Gottes sind". Das bringt zum Ausdruck, dass wir unsere Identität nicht aus Abgrenzung voneinander erlangen, sondern aus Liebe zueinander. Wenn wir das Kindsein Gottes anerkennen und dies durch unsere Taten, Worte und Werke sicht- und angreifbar machen und in unser gemeinsames Haus "Welt" einschreiben, dann werden wir selig werden. Wie das funktionieren kann, wird uns bei der Synode vorgelebt, wo man sich in Respekt und Zuneigung begegnet trotz unterschiedlichster Meinungen.
Ja, wir haben genug "Anlass", Gottes Dienst an uns, an Welt und Menschen, immer wieder in den Blick zu nehmen. Wenn wir das in unserem Feiern tun - und natürlich auch in unserem Alltag leben - wird damit deutlich: in Seiner Nähe, die uns in der Taufe endgültig und unzerbrechlich zugesagt wurde, zu leben, ist eine wunderbare Berufung, auch dann, wenn wir so manches Glaubensideal verfehlen und uns unsere Endlichkeit, Unvollendetheit und damit auch unsere Sünden eingestehen müssen und dürfen. Gerade darin wird deutlich, wie sehr ER uns entgegenkommt und liebt. Ja: "Gott, du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken. Stärke durch das Wort und dein Sakrament in uns ein Leben der Gnade!"