Mitten im Volk für das Volk
Und wieder ist im Lauf des Jahres jener Tag gekommen, an dem wir dankbar des Moments im Leben Jesu und der Seinen gedenken, der sich im Saal des Letzten Abendmahls ereignet hat. Eine alte Sprechweise unter Katholiken benennt dieses Ereignis als "Einsetzung des Priestertums", als Geschenk des geweihten Dienstes in seinen verschiedenen Ausprägungen für unsere Kirche.
Ich bin zutiefst dankbar für diese pointierte Erinnerung, denn wir sind das Volk Gottes, das sich in diesen herausfordernden Zeiten versammelt, um innezuhalten und die rechte Orientierung, die uns unser Herr und Meister gibt, in den Blick zu nehmen. Wir wissen uns gemeinsam berufen, wir sind dankbar dafür, dass wir alle teilhaben können und dürfen am großartigen Geschenk unseres Glaubens, so wie Maria den Herrn zur Welt zu bringen, in die wir gesendet sind. Ja, als solche Kirche - und damit als "Synode" - sind wir unterwegs! Lassen wir diesen Weg nicht aus den Augen und vor allem: "Verlassen wir ihn nicht!" Denn dieser gemeinsame Weg führt uns in eine gute Zukunft. Wir haben uns ohnedies als Diözese vor Jahren ein motivierendes Bild mitgegeben auf das Unterwegssein in eine Zukunft, die ER bereithält und die wir uns nicht machen, sondern dankbar entgegennehmen - trotz oder gerade wegen der vielen Baustellen, die uns immer begleiten werden auf unserem Pilgerweg. Daher bitte ich an diesem besonderen Tag unserer Kirche von Graz-Seckau: Beten wir in den kommenden Monaten auch um den Geist Gottes für jene, die sich synodal versammeln, um all das weltweit in den Blick zu nehmen! Nehmen wir die Bitte unseres Papstes an und ernst, der uns eingeladen hat, uns mit Gebet auf das kommende Heilige Jahr vorzubereiten. Und gehen wir auch hier bei uns gemeinsam voran, um Zeugnis für jene Einheit zu geben, um die unser Herr und Meister auf dem Weg hinab in das Kidrontal bis zu seiner Verhaftung am Ölberg gebetet hat. Denn diese Einheit ist - das wurde an den Tischen der Synode in Rom deutlich - nicht "Einheitsbrei", sondern Einheit aus Liebe. Unsere Einheit ist nicht aus Populismus heraus gefordert oder empört eingemahnt, wie es derzeit in Gesellschaft und Kirche leider zu oft gelebt wird, sondern unsere Einheit gedeiht aus dem gemeinsamen Hinhören auf Gottes Geist unter gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der unterschiedlichen Verantwortungen.
Ja, ich bin wirklich dankbar für diesen heutigen Abend, an dem sich viele wiederum eingefunden haben, die ihr Leben in den Evangelischen Räten gestalten, denn diese sind es im Besonderen, die uns Christus deutlich machen als den, der zu nichts anderem gekommen ist, als zu dienen und Orientierung und Wegweisung zu geben. Dankbar bin ich gerade auch für alle, die vor Jahren oder Jahrzehnten durch die Herabrufung des Geistes Gottes zu Diakonen und Priestern geweiht wurden. Denn gemeinsam sind wir in diese Welt gesendet mit ihren Freuden und Leiden, mit ihren Hoffnungen und Freuden, mitten ins Volk Gottes. Nicht besondere Heiligkeit zeichnet all diese Menschen aus - was nicht heißt, dass dies nicht gut wäre - sondern ihre Berufung, IHN, Jesus Christus, sakramental darzustellen, IHN in der Gesellschaft sichtbar zu machen, damit wir alle auf dem Weg der Nachfolge bleiben können - und damit stets jene Anschluss finden können, die ihn verloren haben. Jeder von uns tut dies mit den Fähigkeiten, die Gott ihm geschenkt hat - damit ER angreifbar unter uns gegenwärtig ist in den "zerbrochenen Gefäßen", die unser Menschsein darstellt. Daher darf ich den heutigen Abend auch dazu nutzen, nicht nur "Vergelt's Gott!" zu sagen für Eure für unsere Kirche so wertvollen Dienste, die in unserer Zeit alles andere als einfach sind. Ich möchte zudem uns alle dazu ermuntern, unseren gemeinsamen Weg der Nachfolge, unseren wichtigen Dienst immer wieder dankbar anzunehmen und für ihn zu werben, damit wir als Volk Gottes hier bei uns nie ohne Hirten sind. In diese Bitte und (!) auch einfache persönliche Anrede seien heute auch all jene Berufungen eingebettet, die sich den Räten des Evangeliums verpflichtet wissen, denn in diesen wird das deutlich, was uns alle auf den Weg auszeichnet, den wir Getaufte beschreiten: immer IHN, immer Jesus Christus im Blick zu haben.
Wie gesagt: der heutige Abend ist ein besonderer - was auch durch die Weihe der Öle, die auch heuer wieder aus dem schon seit Monaten erneut geplagten Heiligen Land kommen, zum Ausdruck kommt, die von hier in die ganze Diözese gehen. Leben wir aus diesem Mysterium, das uns geschenkt ist. Zum Wohl der Menschen, die uns anvertraut sind und die auf uns hoffen, und auch für uns selbst. Damit wir täglich Christus näherkommen.