Seine Liebe überwindet Gräben
Es braucht nicht viele Worte, um das Geschehen des Karfreitags im Heute zu begreifen. Ich nehme Worte meines Bruders im geistlichen Amt, des evangelischen Superintendenten Wolfgang Rehner, daher gern und betrachtend auf: "Gräben zuschütten. Spaltung überbrücken. Wer kann das, wem trauen Sie das zu? Der Politikerin, dem Politiker? Gelingt es in der Ehe? In der Firma? Zwischen Reich und Arm? Zwischen Nord und Süd? Zwischen Generationen?
Gräben. Wir merken, dass die Menschheit Dinge auslöst, die sie nicht mehr steuern kann. Wie kann ich als einer von acht Milliarden Erdenbewohnern einen globalen Trend beeinflussen? Was bringt, global betrachtet, mein bewusster Lebensstil? Was kann Österreich gegen die Gletscherschmelze ausrichten? Wer steuert die künstliche Intelligenz? Wie kann die Spaltung zwischen Geschwistern, die Krieg führen, überwunden werden? Die Sprache des Glaubens verwendet in dem Zusammenhang den Begriff der Versöhnung. Versöhnung heißt nichts anderes als: Die Spaltung wird überwunden, Gräben werden begradigt. Versöhnung ist der christliche Inhalt von Karfreitag. Gott überbrückt die Spaltung, Gott schüttet die Gräben zu. Dabei leidet Gott selbst am Zustand der Welt." Eben haben wir das mit aller Dramatik aufs Neue vernommen. "Das Jesus-Wort 'es ist vollbracht' weist darauf hin, dass über seinen letzten Atemzug hinaus die Trennung zwischen Gott und Mensch aufgehoben ist.
Karfreitag ist ein Angebot des Glaubens. Dieses gilt nicht nur für eine exklusive Schar von Auserwählten [...]. Die Botschaft des Karfreitags [..] ist eine Botschaft für alle: Unsere Welt ist Gottes Welt. Diese Welt ist keine heile Welt, aber Versöhnung und Vergebung werden von Gott her möglich. Wir alle haben die Überwindung der Gräben und der Spaltung bitter nötig."[1] Jesus hat den Grundstein dafür gelegt. Mit seinem Leben und seinem Sterben sagt er nichts anderes als: Vergesst die Gräben, vergesst die Unterschiede und liebt einander, wie Gott Euch alle liebt. Jesus ist unser Weg über alle Gräben und Spaltungen hinweg. Solange wir IHM folgen, wird alles gut.
[1] Wolfgang Rehner: Gott schüttet die Gräben zu, in: Kleine Zeitung 7.4.2023, 8.