Ich bin immer bei euch!
„Exsultet! Frohlocket ihr himmlischen Scharen… Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel“ – diese jubelnden Worten haben wir am Anfang des österlichen Weihegebets für die Osterkerze gehört. Viele unserer Osterlieder beginnen mit der Aufforderung: „Christ ist erstanden …. Des solln wir alle froh sein“, „Freu dich, erlöste Christenheit!“, „Wir wollen alle fröhlich sein!“.
Ist uns das in diesen Tagen möglich – mit den Bildern aus Butscha, Sanaa im Jemen, Aleppo…? Die Älteren unter uns erinnern sich dabei an die Kar- und Ostertage des Jahres 1945, an denen in Graz viele Häuser zerstört worden und viele Menschen umgekommen sind. Aber auch damals wurde das österliche „Exsultet“ und „Halleluja“ gesungen.
- Das Evangelium dieser heiligen Osternacht bekennt, dass die Osterbotschaft zunächst Ratlosigkeit, ja Erschrecken bei den Jüngern Jesu hervorgerufen hat; noch ist kein Halleluja, kein Exsultet angestimmt worden.
Die Verkündigung, dass Jesus lebt, hat von Anfang an auch Verdächtigungen geweckt: von der Behauptung eines Betrugs, der Verwechslung der Grabstätten; eines Rückfalls in mythisches Denken bis hin zur Abqualifizierung „All das ist bloß fromme Legende“ ist alles den Christen unterstellt worden. – Die biblischen Zeugnisse antworten zum Teil auf diese Unterstellungen.
Auch in anderen Religionen gab und gibt es die Hoffnung auf ein Jenseits des Todes für uns Menschen. Befreiend und erlösend hat für die Jünger Jesu aber „keineswegs irgendeine Lehre über die Auferstehung“ gewirkt, sondern die Erfahrung der Begegnung mit Jesus: „Ich bin immer bei euch!“[1] - und das unmittelbar nach dem Karfreitag und seinem Tod auf dem Kreuz!
Für den Glauben ist das Ostern: „Nicht, dass Jesus irgendwo lebt, sondern dass er sich immer neu, durch das Wort und den Geist als die lebenserweckende Macht unter den Menschen bezeugt“[2].
- Diese Ostererfahrung ist eine Gnade – gratis, aber nicht billig. Sie wird uns nur zuteil auf dem Weg einer inneren Umkehr, eines Umdenkens, auch einer Änderung unseres Lebens – angesichts und trotz Ukraine, Syrien oder Jemen…!
Wir haben vorhin die Lesungen aus der Heiligen Schrift gehört – sozusagen als letzte Hinführung für unsere Tauferneuerung, auf die ja die ganze österliche Bußzeit hinzielt:
- Gott hat uns Menschen erschaffen als sein Bild. Durch seinen Sohn hat er uns gezeigt, wie wir als seine Kinder leben sollen.
- Gott hat Israel aus der Knechtschaft herausgeführt und will, dass auch wir in Freiheit leben, und er hat uns dazu seine Gebote zur Orientierung gegeben.
- Im Wasser und im Heiligen Geist sind wir in inniger Gemeinschaft mit Gott verbunden worden: Gott ist treu und schenkt uns sein Wort. Wenn wir auf ihn hören, werden wir leben.
- Durch die Taufe gehören wir zu Christus und sollen in Christus für Gott leben. Was uns in der Taufe geschenkt worden ist, müssen wir Tag für Tag einholen.
Wir sind Gott Vieles schuldig geblieben. Umkehr heißt vor allem, zurückkehren zu ihm, dem barmherzigen Vater. Den Weg dazu hat uns Jesus vorgezeigt und geebnet. Das Exsultet hat dafür eines der provozierendsten Worte der Liturgie gefunden: „O felix culpa. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“ In der Erneuerung unseres Taufversprechens bekennen wir uns dazu.
- „Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: ‚Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben‘.“
Höhepunkt dieser Nacht ist die Feier der Eucharistie: wir verkünden den Tod Jesu und preisen seine Auferstehung. Und er, der Auferstandene, gibt sich selbst uns zur Speise und reicht uns den Kelch: so kommt das bleibende und neue Für-uns- und Mit-uns-Sein Jesu Christi am deutlichsten zum Ausdruck.[3]
„O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die Gott und Menschen verbindet!“
Amen Halleluja!