Gott im Dialog mit den Menschen
Wie auch immer wir es wenden und drehen: Eines ist Weihnachten auf alle Fälle. Es ist für jene, die Christen sind, der Beleg dafür, dass Gott mit uns Menschen in Dialog tritt: ER ist das entscheidende Wort zwischen Himmel und Erde und auch zwischen Mensch und Mensch. Ja: Gott ist sogar der ganz Andere geworden. Nämlich ein Ewiger, der sich der Zeit unterwirft, der Vergänglichkeit. Der Unvorstellbare wird ein Mensch mit Haut und Haaren. - Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, dann sind wir gerufen, dieses göttliche Leben, dieses göttliche Sein in unsere Welt zu übertragen. Sofort können wir sagen: Einfach ist das nicht. Aber genau nach dem, für das Jesus steht, nach Liebe, Frieden und Hoffnung, sehnen sich heute so viele.
Der Dialog Gottes mit uns wird mitten in der Nacht gefeiert. Nicht nur, dass Gott sich also all die Nächte zu eigen macht, in denen sich die Menschen eher zurückziehen. Er nimmt dem Dunkel den Schrecken. Dazu kommt, dass keine noch so schlimme Erfahrung in dieser Welt von Dauer ist, denn der in das Holz einer Krippe gelegte Jesus ist zugleich der, der am Holz des Kreuzes den Tod überwunden hat und in die Helle eines neuen Morgens auferstanden ist. Er ist die Hoffnung. - Ich glaube, dass gerade uns "gelernten Österreichern" diese Perspektive der Hoffnung, die ausschreiten lässt in Zukunft, nottut. Wenn ich - um es an einem Beispiel zu erläutern - etwa daran denke, welche Bilder des Lebens ich immer wieder von meinem Freund, dem Weihbischof aus Lemberg in der Ukraine erhalte, während wir hier mitunter vieles Hoffnungsvolle nicht wahrnehmen und so tun, als ob alles den Bach runtergeht, dann stelle ich schon fest, wie notwendig Weihnachten zu feiern gerade jetzt, heute und hier für uns ist. Denn: Vom Blick bloß um sich und in das Dunkel hinein, das es zweifelsohne für den einen oder die andere gibt, kann niemand von uns leben. Zu Weihnachten erfahren wir Licht und Orientierung mittendrin in den vielen Anforderungen, die viele zu überfordern scheinen. Zu Weihnachten erfahren wir Hoffnung.
Dieses Wort, diese Hoffnung, gilt es, hineinzubringen überall dort, wo Gruppierungen und Meinungen unversöhnt aufeinanderprallen. Ja, so könnte gesagt werden: Wenn wir unserem Erlöser Jesus Christus wirklich Raum geben wollen unter uns, dann kann und darf nicht nur die eigene Blase zählen. Dann bist Du als der- bzw. diejenige, die mir an die Seite gestellt ist, von Bedeutung. Du wirst mir zur Bereicherung und nicht zur Gefährdung, weil ich für mich bekennen darf, nicht der Nabel der Welt und damit das Nonplusultra zu sein. Heute wird das oft mit dem beschönigenden Wort der "Selbstbestimmtheit" beschrieben. Wie könnte das etwa ausbuchstabiert werden bei denen, die verantwortlich sind für verschiedenste Bereiche der Gesellschaft? Und die dennoch bloß Teil eines größeren Ganzen sind? Wo sind in einer Umgebung, in der viele sich aufführen, als wüssten sie genau, was richtig und falsch ist, Einwürfe notwendig? Einwürfe, damit das Wort einzelner, Monologe eben, zum Dialog aufgebrochen wird. Damit im Gespräch Christus spürbar wird, der mit dem Evangelisten Matthäus ausgedrückt überall dort gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.
Das klingt vielleicht rosig - und passt perfekt zu Weihnachten, denn viele malen sich Weihnachten und damit den Dialog Gottes mit den Menschen ja auch so aus. Wir erkennen das an unseren schönen Krippen. Dialog ist freilich nicht immer rosig, sondern herausfordernd, gerade dann, wenn Probleme anstehen. Stehen wir also als Jüngerinnen und Jünger ein für den Dialog, für das gute Gespräch, für das gute Miteinander. Stellen wir uns auch den schwierigen Fragen unvoreingenommen. Und suchen wir unablässig nach Gott und damit der lebendigen Wahrheit - jener Wahrheit, die nicht in Buchstaben gekleidet ist, sondern in Windeln gewickelt in Krippe liegt und Mensch, also Leben ist. Göttliches Leben unter uns, mit uns. Alle Tage bis zum Ende der Welt. Gesegnete Weihnachten für Sie und alle, die zu Ihnen gehören.