Neues Leben für unsere Welt
Christus ist erstanden. Er ist wahrhaft auferstanden!
Als Christen rund um die Welt können wir - zumal heute - nicht müde werden, vom Leben zu reden. Aber nicht nur von einem, das auf den sicheren Tod und damit den Untergang zugeht: Wir verkünden gerade heute (!) das Leben, das kein Ende kennt - ein neues, ein ewiges Leben. Wie not dies doch in einer Welt tut, in der so vieles sich anders darstellt, inmitten einer Kirche, die da und dort auch vom Todesschatten, vom Untergang geprägt scheint.
Ja, ein neues Leben brauchen wir - ein neues Miteinander.
Denn der Lärm der Kriege und all der damit verbundenen Tode verstummt auch heuer nicht. Wieviel Leid es doch gibt - auf allen Seiten, die von Krieg und Not und Zerstörung, von Terror und Angst und Irrsinn betroffen sind! Wie sehr doch Worte - real ausgesprochen oder auch virtuell, vielfach ohne selbst dazu stehen zu müssen - andere verletzen und ihrer Würde berauben. Nicht nur, wenn es um Menschen geht, die sich für andere öffentlich engagieren oder auch solche, die in ihrer Lebensform für mich herausfordernd sind! Oder wie sehr doch vieles sofort Empörung hervorruft und dann laut ausgesprochen oder elektronisch versendet wird und gleichzeitig Gefahr läuft, auseinander zu treiben bzw. durch brachiale Sprache zu spalten. Oder wie oft doch Menschen - scheinbar getrieben von Zerstörungswut - Eigentum vernichten und nur mehr nach neuen Sicherheitsmaßnahmen gerufen wird, statt an die einfache Wahrheit zu erinnern, dass wir einander achten. Ganz abgesehen von jenen, die andere bei einer Hilfeleistung behindern und sogar bedrängen. Wie viel doch an zerstörerischer Herrschaft über andere gelebt wird, Menschen erniedrigt werden, missbraucht und gedemütigt! Wie sehr wir doch geprägt werden von Superlativen. Ich frage mich, ob es denn keinen normalen Alltag mehr gibt, wenn es nur mehr Krisen, "Hyper-", "Mega-" und überhaupt "Skandale" gibt? Wie sehr doch eine Kultur in den Fragen, die unser gemeinsames Leben betreffen - Politik eben - mittlerweile Einzug gehalten hat, die auseinandertreibt, statt aus verschiedenen Blickwinkeln das gemeinsame Ziel anzugehen! Wie sehr wir doch in der Kirche gefährdet sind, einander den Glauben madig zu machen oder gar abzusprechen, nur weil gewisse Formen oder auch Denkweisen anderer nicht die meinigen sind! Bei all dem vergessen wir, dass wir alle dem Einen nachfolgen, Jesus, der unser Maß ist, von dem wir heute weltweit sagen, er ist nicht [mehr] tot, sondern lebt ewig.
Ja: Heute feiern wir Ostern - und damit das neue Leben, das uns durch das Sterben, den Tod und die Auferstehung Jesu erwirkt wurde. Ein neues Leben, dass sich zeigen könnte, wenn etwa Politiker einander zuhören und wirklich das gemeinsame Ziel vor Augen haben. Wie anders würde es doch in so manchen Parlamenten oder auch im Sicherheitsrat der UNO aussehen, wenn dem so wäre. Ich kann nicht anders als "Vergelt's Gott!" sagen für alle, die die geschenkte Möglichkeit nutzen, wählen zu gehen und Demokratie zu leben, um in einem schönen Land, wie dem unsrigen, neue Perspektiven des Miteinanders zu eröffnen! Ich freue mich über jede und jeden, die sich ehren- oder hauptamtlich für unsere Gesellschaft oder auch in unserer Kirche engagiert. Lassen wir uns aufeinander ein, weil es um unsere Zukunft geht! In alledem wird etwas von dem angreifbar, was dieses österliche Leben bedeutet. Dass wir uns nicht auf uns selbst zurückziehen, sondern lieben und dadurch lebendig sind.
Ja, es geht um ein neues Leben - für unsere Welt.
In Christus, so bekennen wir, wurde die Schöpfung "neu". All das, was uns - so die alten Bilder und Beschreibungen der Bibel - mit diesem unserem gemeinsamen Haus anvertraut ist, aber durch die schon am Anfang durchbrechende Überheblichkeit des Menschen riskiert wurde, ist in IHM, ist in Jesus erneuert worden. Das feiern wir zu Ostern. Also ist auch ein achtsames Umgehen mit dem, was Umwelt genannt wird, vonnöten und damit innerer Kern der Verkündigung von Ostern! Und wie sehr wir gerade durch die Schöpfung - ich erinnere an die Schriften unseres Papstes - als eine zusammenhängende Menschheit verbunden sind. Als Menschheit, die die Herausforderungen annimmt und alles daransetzt, als Gottes Geschöpfe füreinander Sorge zu tragen - und damit Zukunft zu ermöglichen. Feiern wir Ostern und nehmen wir dieses große Fest ernst, indem wir aufs Neue der Schöpfung entsprechen und uns dankbar dem Leben öffnen, damit auch nachfolgende Generationen gut leben können. Gerade deswegen sind wir Christen bekannt als Schützer des Lebens, weil wir Hoffnung haben und diese Hoffnung teilen.
Ja: Ostern bedeutet neues Leben und damit nicht den Blick in ein dunkles Grab, das uns den Blick trübt für unsere Welt, Gesellschaft und Kirche. 40 Tage lang haben wir uns Zeit genommen, haben wir uns zugemutet, unser Leben zu ändern - Bekehrung war angesagt. Jetzt heißt es 50 Tage lang einzutauchen in die Zusicherung von Ostern, damit uns zu Pfingsten der Heilige Geist bestärkt, die vielen Baustellen des Daseins mit Hoffnung zu erfüllen. Damit das Leben siegt.